Donnerstag, April 30, 2009

Juergen Herrmann auf Abgeordnetenwatch

Hier schreibt der Herr Juergen Herrmann von der CDU folgendes:

Bisher konnten sich viele mit der Entschuldigung herausreden, dass sie auf diese Seiten nur zufällig gestoßen seien. In Zukunft ist diese Ausrede nicht mehr möglich und es besteht ein klarer Vorsatz ab dem Zeitpunkt, ab dem die Warnung übertreten wurde. Dies bedeutet in meinen Augen schon einen gewissen Fortschritt.
Im Bezug auf http://kopf-tisch-blog.blogspot.com/2009/04/foebud-dns.html verstehe ich nicht, wie die feststellen wollen, dass ich die Warnung ueberhaupt uebertreten habe. Selbstverstaendlich benutze ich als Computerkind keinen ZensurDNS. Ich waer ja schoen doof. Und da ich das nicht tue, sehe ich keine Warnung, daher hat die Zensur (auf DNS-Basis) auch den von Herrn Herrmann postulierten Effekt nicht. Dass dieser Effekt allerdings postuliert wird, halte ich fuer gefaehrlich.

Foebud DNS

Zensursula von der Laien hat ja bei 'Eine Stunde Zeit' von Radio Eins dieses Interview gegeben, wo es diese tolle Formulierung gab mit den "20% zum Teil schwer Paedokriminellen" [1] Internetnutzern.

Man macht sich ja nicht nur verdaechtig, sondern auch gleich strafbar, wenn man, per Umgehung, auf eine gesperrte Seite zugreift.
Denn in der Meinung der Familienministerin ist dazu ja nun schon ein erhoehter Zugriffswille erforderlich.

Ich persoenlich[2] , werde natuerlich meine Geraete so konfigurieren, dass sie von einer Zensur nicht betroffen sind. (Zumindest, solange das mit hinreichend einfachen Methoden erreichbar ist.) [3]
Im Falle der DNS-Sperrung heisst das: Einen anderen, nicht zensierenden DNS einstellen. Sobald man das aber getan hat (oder hat machen lassen, und ich werd das natuerlich gerne allen, die mich bitten, helfen), umgeht das Geraet permanent die Sperre. Solange das technisch nicht verhindert wird, oder verboten ist (Und das moechte ich sehen! Eine Verpflichtung, keinen anderen als den zugewiesenen DNS zu benutzen! Das koennen die nicht durchkriegen.), frage ich mich, wie die den angenommenen 'erhoehten Zugriffswillen', den ja die (aktive) Umgehung der Sperre darstellt, begruenden wollen.

Worauf ich hinaus will ist folgendes.

* Zensursula sagt, 'wer, wenn die Sperren aktiv sind, auf gesperrte Seiten kommt, hatte einen erhoehten Zugriffswillen' (i.e. ist nicht zufaellig da drauf gekommen, sondern hat sich richtig angestrengt).
* Bevor die Sperren aktiv sind, stelle ich aber aus trotz gegenueber einer Regierung, die ich nicht mag, einen alternativen DNS ein (vollkommen legal!)
* Ich komme zufaellig auf eine gesperrte Seite (Das merke ich gar nicht. Ich benutze ja keinen ZensurDNS). Die Zufaelligkeit wuerde mir quasi Straffreiheit garantieren, aber die Fakten sprechen gegen mich, weil ich ja den ZensurDNS umgangen habe.

Ich wuerde im aergsten Fall quasi ins Gefaengnis gehen, weil ich vor 5 Jahren mal nen anderen DNS eingestellt hab (Und das muss ja noch nicht mal Absicht gewesen sein! Hansenet hatte lange Probleme mit den eigenen DNS-Servern. Und wie oft stell ich die schon um? Funktioniert doch mit Alternativen.)

Ich weiss, dass man nicht zufaellig auf KiPo Seiten gelangt, aber Zensursula glaubt das ja. Daher argumentier ich hier mal damit.

Mein Fazit, was DNS-Sperren angeht: Die 'Umgehung der Sperre' ist nicht, wie das Wort 'Umgehung' uns glauben machen will, eine Taetigkeit, sondern ein Zustand (Konfiguration) des Geraets, das man benutzt.

Was meint ihr dazu?

[1] Mal drei wahllose links (die ersten 3 Hits bei Google):
* http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30199/1.html
* http://sensitively.blog.de/2009/04/27/20-prozent-der-internetnutzer-sind-zum-teil-schwer-paedokriminelle-6015003/
* http://www.pcmasters.de/forum/politik-wirtschaft-und-weltgeschehen/40279-20-prozent-der-internetnutzer-sind-zum-teil-schwer-paedokriminelle.html
*

[2] http://kopf-tisch-blog.blogspot.com/2009/04/zensur-in-de.html
[3] http://www.foebud.org/aboutus/gegen-internetsperren-in-einer-freien-gesellschaft-foebud-richtet-anti-zensur-dns-server-ein/

Zensur in .de

Hmhmhm... Ich verfolg das Thema ja aufmerksam auf netzpolitik.org, bei fefe, gulli, nerdcore, etc. Das wirklich faszinierende ist ja, das die Netzgemeinde sich auf zwei Argumentationslinien begibt.

1. Das Argument mit der KiPo wird ernstgenommen (was ich persoenlich nicht tue. Grad meldet die Internet Watch Foundation, dass KiPo im Internet zurueckgeht. In absoluten Zahlen. Wenn man dabei bedenkt, dass das Internet immer noch nicht wirklich damit aufgehoert hat, exponenziell zu wachsen ist das schon faszinierend.) und dann werden die Methoden angegriffen.

2. Es wird angenommen (Hust*verstanden*hust), dass KiPo ein Aufhaenger ist fuer die Einrichtung einer Zensur. Und dafuer braucht man, angenommen man hat gegen die aktuelle Regierung eine Abneigung von Leitnerschen Ausmasses, keine weitere Begruendung. Das ist so plausibel.

Ich bin ja Anhaenger von Argumentation #2. Ich glaube, da wird eine Zensur eingefuehrt, die klar grundgesetzwidrig ist, und bin, freundlich formuliert, der Meinung, dass dieses Regime schnellstmoeglich abgewaehlt gehoert.